Fledermausquartier in der Grundschule Waldsiedlung

von Erwin Strang

Seit 1970 ist das Quartier des Großen Abendseglers (Nyctalus noctula) im Dach der Grundschule Reichenau-Waldsiedlung nachgewiesen. Es ist das einzige bekannte Winterquartier dieser Art in einem Gebäude am westlichen Bodensee.

Der Große Abendsegler gehört mit einer Flügelspannweite von bis zu 40 cm zu den größten Fledermausarten Europas. Die Tiere leben und jagen überwiegend im Wald bzw. am Waldrand. Als Sommerquartiere dienen oft Baumhöhlen, während im Winter auch Mauerspalten und Höhlen für den Winterschlaf aufgesucht werden.

Die Belegung des Quartiers im Dach der Grundschule beginnt normalerweise im November und endet im April / Mai des folgenden Jahres. Trotz Winterschlaf sind die Tiere gelegentlich mit lauten, schrillen Rufen zu hören und bei mildem Wetter fliegen auch einzelne Fledermäuse aus. Im Durchschnitt überwintern knapp 60 Fledermäuse im Quartier, wobei die Zahlen zwischen 22 und 88 hohe Schwankungen aufweisen.

Während verirrte Fledermäuse in den Klassenzimmern anfangs noch oft ängstliche Reaktionen hervorriefen, ist mittlerweile ein friedliches Miteinander eingekehrt. Dies liegt sicher auch daran, dass das Lehrerkollegium hier sehr offen ist und immer wieder die Fledermäuse als Thema im Unterricht behandelt.

Bei Renovierungsarbeiten im Bereich der Südfassade und der Anbringung von Jalousien im Jahr 1991 bestand die Gefahr, dass der Zugang zum Fledermausquartier verändert oder gar verschlossen wird. Die BUND Gruppe Reichenau konnte dies jedoch verhindern. 

Nach mehreren provisorischen Sanierungen musste das Schuldach 2005 komplett erneuert werden und wurde dabei auch mit einer Solaranlage ausgestattet. Um das Fledermausquartier zu erhalten, wandte sich die BUND Gruppe Reichenau sowohl an die Gemeinde als auch an die Untere Naturschutzbehörde. Schließlich erarbeitete der Fledermausexperte Klaus Heck ein Konzept, das vom Architekten Erwin Betker konsequent umgesetzt wurde. Die Dachsanierung verlief für das Quartier erfolgreich, inzwischen sind nicht nur an der Ostseite des Gebäudes, sondern auch an der Westseite Fledermäuse eingezogen. 

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